Produkte verwenden heißt Risiken eingehen
Im täglichen Umgang mit verschiedenen Stoffen oder beim Verzehr von Lebensmitteln sind Verbraucherinnen und Verbraucher potenziellen Risiken ausgesetzt. Zwar wird zum Beispiel über die Europäische Chemikalienverordnung (REACH) die potenzielle Schadwirkung von Chemikalien auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt minimiert. Auch schützt ein umfassendes Lebensmittelrecht in der Regel vor ungesunden Überraschungen. Dennoch ist es Teil der des vorsorgenden Verbraucherschutzes in Deutschland, potenzielle Risiken aktiv zu identifizieren und entsprechende Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen. Dazu benötigen die dafür zuständigen staatlichen Institutionen gesicherte Erkenntnisse darüber, wie Verbraucherinnen und Verbraucher mit Produkten umgehen oder Lebensmittel verzehren.
Wie Produkte verwendet werden, ist sehr individuell
Nun kann man nicht davon ausgehen, dass Produkte so verwendet werden, wie es in Gebrauchsanweisungen steht oder empfohlen wird. Zum einen werden diese nicht von allen Verwenderinnen und Verwendern gelesen. Außerdem werden Sicherheitshinweise ab und an nicht beachtet oder Dinge mit diesen Produkten getan, für die sie ursprünglich nicht entwickelt wurden. Staatliche Vorsorge kann sich also nicht daran orientieren, dass Produkte bestimmungsgemäß verwendet werden. Darüber hinaus spielen für die Exposition von Verbraucherinnen und Verbrauchern gegenüber bestimmten Stoffen auch Kontextfaktoren bei der Verwendung eine Rolle: Wurde das Produkt im Freien oder in einem Raum verwendet? Wie kam die Verwenderin oder der Verwender mit dem Produkt in Berührung – über die Haut, über die Atemluft, über dessen Einnahme? Welche anderen Produkte wurden in Kombination verwendet? Diese Fragen können nur beantwortet werden, indem die Verbraucherinnen und Verbraucher selbst gefragt werden.
Innovative Erhebungsmethoden für realistische Daten
Auch dies ist wieder ein Job für die empirische Sozialforschung. Die Verbraucherexposition zu ermitteln, ist jedoch ein relativ schwieriges Unterfangen. So berichten Menschen über die Details vergangener Ereignisse nicht besonders zuverlässig. Eine reine retrospektive Abfrage, wie ein Produkt verwendet wurde oder wird, ist deshalb nicht ausreichend, wenn realistische Daten gefordert sind. Die Erhebung sollte aus diesem Grund möglichst nah an der Verwendung geschehen. Auch müssen manche Parameter gemessen werden, weil zum Beispiel die Menge eines Stoffes oder die Größe eines Raumes benötigt wird. Dies zeigt, dass die Ermittlung von Kennzahlen für die Verbraucherexposition eher ein multimethodisches Vorgehen verlangt. Dies setzen wir zum Beispiel mit Hilfe von Befragungen, Verwendungsprotokollen oder Beobachtungen um. Klassische Themen sind die Häufigkeit und Art des Umgangs mit bestimmten Produkten oder die Gewohnheiten beim Kauf, der Zubereitung und dem Verzehr von Lebensmitteln. Mit dieser Art von Risikoforschung liefern wir die Grundlage für passgenauen Verbraucherschutz.
Empirische Forschung im Bereich der Verbraucherexposition liefert unter anderem Erkenntnisse über:
- die Häufigkeit und Art der Verwendung bestimmter Produkte
- die Kontaktintensität mit bestimmten (Schad-)Stoffen
- die Konsumintensität von (möglicherweise) gesundheitsgefährdenden Lebensmitteln
- die Verbreitung von gesundheitsgefährdenden Praktiken der Lebensmittelzubereitung
- das Wissen über Vorsorgemaßnahmen und das daraus folgende Handeln