Inklusion zeigt die Reife einer Gesellschaft

Die Inklusion von Menschen mit Behinderung ist eine kontinuierliche gesellschaftliche Aufgabe. Denn die demokratische Reife einer Gesellschaft misst sich auch daran, wie sie mit Menschen mit Behinderung umgeht. Das gesellschaftliche Ziel muss sein, dass sie von allen als gleichberechtigte Mitglieder betrachtet und behandelt werden. Dazu müssen wir physische und psychische Barrieren abbauen und die moralische Verfasstheit der Gesellschaft so gestalten, dass eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung möglich ist. Das wiederum ist leichter gesagt als getan. Was sich in Absichtserklärungen und Gesetzen gut liest, erfordert in der realen Umsetzung teilweise große Kraftanstrengungen. Zum einen muss die Gesellschaft den gemeinsamen Willen dazu entwickeln, Menschen jeglicher Verfasstheit so gleich zu behandeln, wie es möglich ist. Hier müssen Vorurteile abgebaut, gemeinsame Erfahrungen ermöglicht und Bedenken ernst genommen werden. Dazu müssen gesellschaftliche Verantwortungsträgerinnen und -träger wissen, welche Vorurteile und Bedenken in der Gesellschaft bestehen. Genauso wichtig ist aber auch, bei betroffenen Personen ihre Integrationswahrnehmung, -erfahrungen und -wünsche zu erheben. Beides leistet Sozialforschung. In bevölkerungsrepräsentativen Studien kann sie die Einstellungsstruktur der Gesellschaft ermitteln. Befragungen oder auch qualitative Einzelfallinterviews in der Gruppe der betroffenen Personen liefern deren Blick auf das Themenfeld der Inklusion.

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Inklusion ist voraussetzungsvoll

Selbst wenn die Gesellschaft dazu bereit ist, Menschen jeglicher Verfasstheit zu integrieren, benötigt sie dafür Ressourcen. Für verschiedene Behinderungen und deren spezielle Bedürfnisse müssen bauliche Barrieren abgebaut werden. Technische Hilfsmittel können mittlerweile viele Einschränkungen von Menschen mit Behinderungen kompensieren. An weiteren solcher Hilfsmittel wird geforscht, es gibt wenig Grenzen des Vorstellbaren. Vor allem in Schulen und anderen Kindereinrichtungen muss aber auch das Personal auf die Herausforderungen von Inklusion geschult werden. Darüber hinaus benötigen diese Einrichtungen zusätzliches Personal, um den damit steigenden Aufgaben und Anforderungen gewachsen zu sein. Das alles muss möglichst passgenau passieren, um keine Ressourcen zu verschwenden und die Bedürfnisse der Betroffenen gut zu erfüllen. Auch dazu werden Informationen von allen betroffenen Gruppen – also Menschen mit Behinderung und den Menschen, die mit ihnen arbeiten, lernen und leben – benötigt. Sozialforschung in Handicapgruppen kann diese liefern, indem sie über standardisierte Erhebungen die Bedarfe quantifiziert. Als Begleitforschung bei der Entwicklung technischer Hilfsmittel liefert sie die Bedürfnisse der potenziellen Nutzerinnen und Nutzer. Außerdem evaluiert sie die Anwendbarkeit und den Nutzen von Prototypen.

Forschung für eine gelungene Inklusion

Um dem Ziel der Inklusion näher zu kommen, forschen wir auf diesem Gebiet. Dies erfordert eine enge Einfühlungsvermögen, Wissen um die jeweiligen Besonderheiten sowie gute Kontakte zu den Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen Behindertengruppen. Durch unsere empirische Forschungsarbeit helfen wir mit,

  • die Lebenssituation und Bedarfe in diesen Zielgruppen hinsichtlich der Integration aufzudecken,
  • innovative technische Möglichkeiten, die mehr Barrierefreiheit schaffen, gemeinsam mit den Zielgruppen zu testen,
  • die Entwicklung inklusiver Bildungskonzepte zu begleiten,
  • die Bereitschaft zur Inklusion in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen (z. B. Bildung und Beruf) zu untersuchen.
Ansprechpartner

Dr. Henry Kreikenbom

Dr. Henry Kreikenbom Tafel