Die Pandemie nagt an der Gesellschaft.

Unbestritten: Die Corona-Pandemie ist ein riesiges gesellschaftliches Experiment, dessen Ausgang noch immer offen ist. Für die Soziolog*innen in uns eine spannende Zeit. Wie gehen die Menschen mit den Herausforderungen um? Welche grundlegenden Veränderungen etablieren sich durch den Ruck, der durch unser aller Leben ging? Bietet die Krise neben allen Unannehmlichkeiten und handfesten Schäden auch die berühmten Chancen?

Ein paar unserer Fragen haben wir den Menschen gestellt, in je einer Onlinebefragung im April 2020 - zur Hochzeit des ersten Lockdowns - und im Dezember 2020. Die Befragungen waren repräsentativ quotiert für die deutsche Wohnbevölkerung ab dem 18. Lebensjahr. Wir wollten von den Bürger*innen wissen, welche Folgen die Corona-Pandemie aus ihrer Sicht auf die Wirtschaft, die Solidarität, die Ökologie und die Innovationskraft in Deutschland hat. Die Ergebnisse zeigt die folgende Abbildung. Und sie sind relativ klar: Drei Viertel der Befragten befürchten langfristige wirtschaftliche Schäden, gut die Hälfte sieht aber auch die Katalysatorfunktion für Innovationen. Nur wenige sehen hingegen positive Auswirkungen auf Solidarität, Gerechtigkeit und Klimafreundlichkeit. 

Die Einstellungen sind über dieses Dreivierteljahr hinweg relativ stabil geblieben. Bemerkenswert ist jedoch, dass im Dezember noch weniger Menschen als im April der Meinung waren, dass die Gesellschaft solidarischer und gerechter werde. Im Verlauf der Krise scheint also eine Entsolidarisierung wahrgenommen zu werden. Die zarten Hoffnungen, die während des ersten Lockdowns keimten, scheinen sich momentan nicht zu bewahrheiten. Eine kleine Veränderung, die uns dennoch Sorge bereiten sollte!

Auch insgesamt sinkt die Hoffnung auf einen positiven Ausgang der Corona-Krise. Zwar sagte auch im April 2020 die Mehrheit der Befragten, dass diese Krise Deutschland langfristig eher schaden würde. Dieser Anteil ist jedoch bis zum Dezember von 41 auf 51 Prozent gestiegen. Dachten im April noch 21 Prozent, dass die Krise Deutschland langfristig eher nützen würde, sind es im Dezember nur noch 14 Prozent. Die Gemengelage aus unsicherer Dauer der Pandemie, einem kürzer werdenden Geduldsfaden und der Dunkelheit des Winters zeitigt messbar ihre Auswirkungen. Hoffen wir also auf die Frühlingsgefühle!